Holsteinischer Courier – Leserbrief – Ausgabe vom 24.09.2021
Sorgen sind verständlich
Zu: „Schluss-Spurt für Bürgerbegehren“ (Print-Ausgabe vom 8. September 2021)
Mit Remondis oder doch besser aus eigener Kraft und Verantwortung? In der Zeitung stand, dass der offene Brief der MBA-Betriebsräte beim Bürgerbegehren für ein bisschen Gegenwind gesorgt hat. Ich selbst hatte das Bürgerbegehren schon vor längerer Zeit gründlich durchgelesen und unterschrieben und habe mir daraufhin den Brief der Betriebsräte in der teuren Anzeige noch einmal angesehen.
Eine Privatisierung in der Daseinsvorsorge habe ich schon immer abgelehnt. Als ehemaliges Betriebsratsmitglied bei der Deutschen Bahn kann ich ein Lied davon singen, was Rationalisierungen für die Arbeitsplätze bedeuten. Dass die Beteiligung von privaten Geldgebern, die natürlich zusätzlich Profit machen wollen, den Druck weiter erhöht, gehört zum Einmaleins der Gewerkschaftsarbeit.
Wie kommt es also, dass Verdi sich für das Bündnis gegen die Privatisierung stark macht und die BR-Kollegen der MBA für eine Arbeitsplatzgarantie von nur fünf Jahren stillhalten oder direkt mit der Betriebsführung gehen? Und was passiert mit den Remondis-Kollegen vor Ort und den Neueinstellungen?
Ich kann die Sorgen der MBA-Kollegen um die Arbeitsplätze gut verstehen. Besonders, wenn der eigene Betrieb viele Schulden hat und große Veränderungen bevorstehen. Aber anders als die Braunkohlekumpels arbeiten die Beschäftigten der SWN, so ähnlich wie wir damals bei der Bahn, in einem Bereich der Daseinsvorsorge, der umweltgerecht umgestaltet werden kann. Eine Pleite ist hier nicht zu befürchten. Im Gegenteil.
Auf die SWN warten große Aufgaben in der klimaneutralen Energieversorgung der ganzen Stadt.
Das schafft viel mehr gute Arbeitsplätze als die hauptsächliche Festlegung auf die umweltbelastende Müllverbrennung für das Fernwärmenetz.
Das kann die gemeinsame Grundlage für die SWN-Beschäftigten, die Gewerkschaftsarbeit, die Bürger, das Bürgerbegehren und das Klima sein. Ohne Remondis haben alle örtlichen Beteiligten mehr zu erhoffen und weniger zu befürchten.
Rainer Neukam, Neumünster